Dienstag, 28. Januar 2014

02.09. - 20.10.2013 The Kimberley



Jared und ich verbringen einen gemütlichen Morgen, bevor er mich nach Lunch am Boat Club am Flughafen absetzt. Kurzer 50 Minuten Flug nach Kununurra, wo mich Alida Woodland von Digger's Rest abholt. Mega sympathischer erster Eindruck und auch nach 2 Stunden Fahrt fühle ich mich immer noch wohl und willkommen. Alida ist von North Carolina US. und verliebte sich auf einer Reise nach Australien in Roderick. Die beiden sind ca. 17 Jahre zusammen und 7 davon verheiratet. Wirklich ganz ein liebes Paar! Die Fahrt von Kununurra nach Digger's Rest ist atemberaubend. Ich verliebte mich in die Kimberley, wenn Karin und ich im Mai mit einer Tour von Broome nach Darwin die atemberaubende Landschaft geniessen durften. Und das war auch der Grund, dass ich für eine Farm in den Kimberley gesucht habe. Für mich ist diese Region mein Top Favorit Nummer 1! 

Die Kimberley ist für mich Outback, Grenzenlosigkeit, Freiheit und Schönheit in allem. Es ist rau und hart hier, der Sommer oder besser gesagt die Trockenzeit dauert von ca. Mai - Oktober und während dieser Zeit ist Touristensaison. Die Regenzeit ist dann von November - April, jedoch Regen kommt meistens erst im Januar oder Februar. Die Regenzeit ist nicht empfehlenswert für Touristen! Wenn der Regen kommt, dann schüttet es und Flüsse treten über die Ufer, Strassen sind unpassierbar und zu all dem ist es heiss und feucht! Es ist nicht die Hitze, die die Regenzeit für viele Bewohner so lang und unausstehlich macht. Es ist die Luftfeuchtigkeit und die Moskitos. Dafür verwandelt sich das Land von roter Erde, Staub und Dürre in eine Oase aus grünem Gras, Sumpfland und vor allem Futter für die Tiere. Viele sagen, man liebt es hier oder man hasst es. Für mich ist es Liebe auf den ersten Blick und somit freute ich mich extrem auf die nächsten Wochen at Digger's Rest. 

Vollmond über Boab Tree
 Digger's Rest (Website: www.diggersreststation.com.au) ist eine Cattle Station von ca. 5000 aces, was um die 2200 ha macht. Bevor Roderick das Land in den 70er Jahren gekauft hat, war alles verlassen, keine Zäune, keine Gebäude,.... Er hat mehr oder weniger alles alleine und natürlich mit Helfern aufgebaut. Rodericks Lebensgeschichte ist extrem spannend und vielschichtig. Als die Nachbarfarm El Questro, sehr bekannt im Tourismus heutzutage, noch eine Cattlestation war, war es Roderick, der als Head Stockman alle Rindertreiben beaufsichtigte und organsierte. Und das waren x-tausend Rinder! El Questro wurde dann verkauft und zu einem Tourismusresort umgestaltet, was es heute immer noch ist. Roderick startete dann sein Trail Ride Business mit Ausritten über mehrere Tage in der Region. Digger's Rest besitzt im Moment um die 200 Rinder in einer Rassenkreuzung von Shorthorn, Droughtmaster, etc. Wer den Film Australia mit Hugh Jackman und Nicole Kidman gesehen hat, kann sich ungefähr vorstellen, wie es auf Digger's Rest aussieht, da viele der Szenen auf deren Farm gedreht wurde! Alida und Roderick haben Hugh Jackman persönlich getroffen, mit ihm gesprochen etc.! :-) 

Panorama Digger's Rest mit Cockburn Ranges
 Als Alida und ich auf Digger's Rest ankommen, begrüssen mich Roderick und Eline, die französische Agricultural Studentin. Wir verstehen uns sofort und sie zeigt mir meinen Bush Hut. Am besten geht ihr mal auf die Website von Digger's Rest, so dass ihr es euch vorstellen könnt. Die Bush Huts sind wie kleine Cabins aber aus dickem Gründen Material, wo man durchsehen kann. Ich vergleiche es ein bisschen mit dem Stoff, den man manchmal im  Garten braucht, um Pflanzen abzudecken. In jedem Bush Hut hat es ein Doppelbett mit Moskitonetz und einen Ventilator. Zudem ist neben jedem Bush Hut eine Dusche und Toilette unter freiem Himmel. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie atemberaubend es ist, jeden Abend eine Dusche unter dem Sternenhimmel zu haben! Durch das man von den Bush Huts durch diesen grünen Stoff rausschauen kann, fühlt es sich an, als würde man unter freiem Himmel schlafen. Man hört alle Geräusche, wie Grillen, Vögel, Pferde und Geissen, die herumstreunen und vor allem wacht man auf mit der Dämmerung und fühlt sich erholt und frisch. Klar hat es überall Spinnen, Ameisen etc. aber wir sind halt nun mal im Bush und ob ihrs glaubt oder nicht, meine Spinnenphobie ist Vergangenheit. Nicht, dass ich nun ein Spinnenliebhaber bin, aber hier in Australien kann ich es mir nicht erlauben, Angst vor Spinnen zu haben...Die sind einfach überall...:-) 

Bush Huts
mein Bush Hut
 Der Tagesablauf auf Digger's ist recht einfach. Wir stehen früh auf und gehen früh zu Bett und das stellte sich hier für mich als überhaupt kein Problem heraus. Die, die mich gut kennen wissen, dass ich manchmal ein bisschen mit frühem Aufstehen Mühe habe :-) Denkste hier in Australien :-)
Grundsätzlich stehen wir gegen 6h00 auf, füttern die Baby Ziegen ohne Mütter, öffnen das Gate zum Ziegenpaddock, so dass alle ca. 120 Ziegen auf Futtersuche gehen können, füttern die Pferde mit Chick peas, wobei nicht immer alle Pferde zum Fressen kommen. Wir haben einen Horseyard und Fressboxen ums ganze Haus aber die Pferde haben Zugang zu den ganzen 5000 aces Land, d.h. manche bleiben für Tage out im Bush und kommen nicht fürs Fressen etc. Es sind um die 70 Pferde, darunter auch viele alte Pferde oder junge Pferde, die nicht geritten werden. Nach den Pferden heisst es all die Pflanzen, Blumen, Sträucher und Bäume ums Haus zu wässern. Das dauert ca. 1h wenn man zu zweit ist und 2h wenn man alleine ist. Für mich eine totale Wasserverschwendung aber viele Stations gerade in Trockengebieten wollen wenigstens ums Haus herum ein bisschen Grün haben. Verständlich aber doch eher verschwenderisch...Gegen 9h00 ist dann Frühstück Zeit und vor allem wird es dann wirklich heiss. Die Hitze ist ein der Hauptgrund, dass wir so früh starten. Nach 10h00 ist arbeiten in der Sonne recht anstrengend. Somit versuchen wir zwischen 10h00 und 15h00 möglichst viele Schattenarbeiten wie putzen, aufräumen, kochen, etc. zu erledigen. Immer noch heiss, aber wenigstens nicht in der prallen Sonne :-) Gegen 16h00 füttern wir wieder die Pferde, treiben die Geissen in den Ziegenpaddock und schliessen das Gate. Grund dafür ist, dass die Dingos (Wildhunde) viele Ziegenbabies fressen und das ist ja nicht der Plan. Danach wässern wir den Gemüsegarten und gegen 17h20 ist es dann schon dunkle. Abendessen ist gegen 18h00 ums Feuer mit Bier, Dusche unter Sternenhimmel und um 20h00 sind wir alle meistens schon lange im Bett :-)

Da die Touristensaison mehr oder weniger fast fertig ist und nur noch vereinzelte Leute nach Digger's kommen zum Campieren oder für Ausritte, ist es ziemlich ruhig. Was nicht heisst, dass hier keine Arbeit ist, jedoch halt keine Arbeit mit Gästen. Was mich nicht extrem stört :-) Für viele Touristen ist es um diese Zeit zu heiss in den Kimberley. Da es gegen das Ende der Trockenzeit zugeht ist das Wetter heisser als im Juni/Juli/August, wenn die meisten Touristen kommen.

Zu den normalen Arbeiten kommen natürlich dann auch andere Sachen wie Salzlecksteine für die Rinder zu verteilen,  Cane Toads einfangen (Cane Toads sind Kröten, die von Südamerika nach Queensland eingeführt wurden, um beim Zuckerrohr die Schädlinge zu fressen. Leider war sich niemand bewusst, dass sich diese Kröten wie Karnickel vermehren - eine weibliche Kröte legt um die 10000 Eier pro Jahr! Zudem sind diese Kröten extrem tödlich für alle Tiere, die normalerweise Kröten fressen. Alle Versuche, die Cane Toads Vermehrung zu stoppen scheiterten. Die Kröte hat es nun von Queensland bis nach Western Australia geschafft und tötet sowie gefährdet viele geschützte Tierarten. Diese Kröte ist zudem extrem widerstandsfähig. Anscheinend kann man über eine Kröte fahren, Kröte ist flach wie ein Pfannkuchen, bläst sich jedoch wieder auf und hüpft davon...Sobald es dunkel ist gehen wir auf Digger's mit Eimer und Kehrichtzange um alle Wasserstellen ums Haus herum und versuchen die Kröten zu fangen und dann giessen wir Detol Flüssigkeit, das ist ein Antiseptikum, Reinigungsmittel in den Eimer, was die Kröten tötet. Am nächsten Tag verbrennen wir dann die toten Kröten.)
Cane Toads
 Ich verbringe 2 wunderbare Wochen mit Eline und Alida bevor Eline weiter nach Sydney und dann zurück nach Frankreich geht und Alida in die Staaten fliegt, um ihre Familie zu besuchen. In diesen 2 Wochen erledigen Eline und ich viele Arbeiten. Eline hat den selben Arbeitssinn wie ich und von dem her arbeiten wir tiotop zusammen und haben viel Spass. Mit Alida und Eline gehen wir manchmal früh morgens oder später Nachmittag ausreiten und sogar Roderick schliesst sich uns einmal an. Die Pferde sind toll, Mix aus Ex Racehorses, Stochorses, etc. Ich verliebte mich in eine kleine fuchsfarbene Stute namens Millie. :-) 

Millie und ich

Eline und ich kümmern uns um einige mutterlose Zieglein. Leider starben einige aber am Schluss waren wir doch stolze Mütter von 4 und manchmal mehr :-) Ich probierte meine Erziehungskünste mit erstem Gelächter von allen anderen, da mir niemand glaubte, dass ich Ziegen trainieren kann. Haha, wer zuletzt lacht, lacht am besten :-) Mein Ziel war, dass während wir die Pulvermilch für die Geisslein vorbereiten, diese nicht in die Küche kommen, sondern vor der Küchenschwelle schön warten, bis wir mit den Flaschen rauskommen und sie füttern. Und siehe da, nach nicht mal 2 Wochen stehen alle brav in Reih und Glied vor der Türschwelle und warten, dass ich mit der Milch rauskomme. Da standen doch ein paar Mäuler offen :-) Auf jeden Fall fühlte ich mich wohl in meiner Rolle als Geissenmutter und wer glaubts, all meine Kids wuchsen mir ans Herz..Da waren Franky, der älteste und einzig schwarz-weisse Boy, Bianca und Bernard, das Geschwisterpaar und mein absoluter Favorit little Benjamin :-) Er folgte mir überall hin, kam angerannt, wenn ich nach ihm ruf...My little kids :-) Zu diesen 4 kamen dann zum Teil Tagesgäste wie little Pinoccio, dessen Mutter manchmal vergisst, dass sie eine Mutter ist und beautiful Cesear, dessen Mum auch nicht die besten Mutterqualitäten besitzt. Die Kids stellen dann meine Geduld auf eine harte Probe als ich diese von Schoppen Fütterung auf Fütterung aus einem Schüssel trainiere. Es dauert ein paar Tage bis auch alle endlich aus der Schüssel trinken und ich wieder eine happy Mum bin :-) Kurz bevor ich Digger's verlasse muss ich dann den kids klar machen, dass sie zu den anderen Ziegen gehören und somit schliesse ich diese am Abend mit den anderen Ziegen in den Paddock. Am Morgen sind diese dann auch immer die ersten, die mich am Gate begrüssen und dann den ganzen Weg mit mir zum Haus zurücklaufen  :-) ich werde diese kids so vermissen! :-)

Bernard und Bianca und ich
 Bevor uns Eline verlässt gehen wir mit Roderick und 2 Freunden von ihm auf Stiersuche - wir brauchen Fleisch :-) Wir fahren herum, bis wir den passenden Stier finden und dann geht alles extrem schnell. Nicht mal eine halbe Stunde nach dem Schuss ist der Stier gehäutet, alle Fleischteile die wir wollen im Ute und wir sind auf dem Rückweg. Wow :-) Dinner war dann natürlich frisches Fleisch, was ich jedoch nicht empfehlen kann. Auch wenn es natürlich gekocht ist, konnte ich doch noch den Geschmack von frischem Blut schmecken... Nach 2 Wochen im Kühlraum war es dann tiptop :-) Tut mir leid wenn einige von euch diese Zeilen nicht so gerne lesen aber ich meine alles Fleisch im Supermarkt kommt von getötetem Tier und für mich, aufgewachsen mit Schlachten etc., war es doch interessant mal den Australian Way of killing zu sehen. 

nach dem Killer
 Und schon sind 2 Wochen auf Digger's Rest herum und ich muss mich von Alida und Eline verabschieden. Zwei supertolle Frauen - ich werde sie vermissen! Nun sind es nur noch Roderick und mich :-)

Mein Tagesablauf ändert sich nicht gross danach, jedoch dauert alles natürlich länger, da ich alleine bin. Von dem her wird es für mich sehr schnell zur Routine, um 4h45 aufzustehen, alle Geisslein zu füttern etc. Somit bin ich dann gegen 10h00 spätestens fertig mit den Morgenarbeiten. Alida hat mir zudem eine Liste mit Arbeiten gegeben, die ich in den nächsten 5 Wochen abarbeiten kann. Ich starte mit dem grössten Projekt von Alida: Nosebags für die Pferde. Diese Nosebags sind für die Trail Rides. Macht es einfach die Pferde zu füttern und jedem Pferd dann den Futtersack um den Kopf zu hängen. Ich frische meine Nähkenntnisse auf und produziere 15 von dem :-) Bin doch ziemlich stolz am Schluss. Alida muss nur noch die Henkel annähen und dann ist es fertig. 

Nosebags
 Weiter bin ich natürlich zuständig fürs Abendessen, was jedoch mit Roderick und mir recht einfach ist. Wir sind beide nicht wählerisch und somit mixe ich alles ein bisschen zusammen und es kommt nicht mal so schlecht :-) Im Gegensatz zu meiner Familie schätzte Roderick meine kreativen Kochkünste :-) Ich gehe zudem mit den 3 Hunden Bess, Archie und Sally 2x täglich laufen, was jedoch nicht ein Problem für mich ist, da ich sowieso Bewegung benötige. 

Ich habe auf Digger's auch meine ersten Begegnungen mit Schlangen in der Wildnis :-) Das erste Mal in der Wäschekammer unter einem Holzstappel (nicht gefährlich gemäss Roderick), das zweite Mal auf der Verandah von meinem Bush Hut und dann das dritte Mal stand ich in der Dunkelheit auf eine Schlange, glücklicherweise sprang ich schnell genug weg.. Ja, Schlangen sind definitiv hier aber dass diese 3 meine ersten Schlangen in 8 Monaten Australien waren heisst doch viel. 

Und dann kommt doch Ende September der erste Regen. Es ist wie ein Wolkenbruch für ca. 1 Stunde hämmert auf das Dach meines Bush Huts und kommt von der Seite hereingeweht. Schöne Dusche :-) Leider hat mein Feueralarm einen Kurzschluss und hat den Regen nicht so gern. Alle 15 Minuten startet der Alarm und ich bin doch langsam ein bisschen besorgt, dass etwas brennt, aber hat einfach einen Vogel. Nehme die Batterie heraus, damit ich doch noch ein bisschen Schlaf bekomme :-) Leider wollte es danach nicht mehr wirklich regnen. Wir hatten zum Teil kurze Schauer, aber es konnte noch so viele dunkle Wolken um uns herum haben, der Regen fiel immer an einem anderen Ort aber nicht hier...

Wir haben dann auch noch berühmten Besuch. Der Produzent von Red Dog, ein wirklich berühmter Australischer Film (wenn ihr Filme in Englisch schaut, solltet ihr mal einen Blick auf diesen werfen - wirklich schöner Film!). Scheinbar will dieser Produzent einen anderen Film drehen und zieht es in Erwägung diesen in den Kimberley und ev. auf Digger's Rest zu produzieren...Wir g eben uns Mühe, die besten Plätze auf der Farm zu zeigen :-) 

Der Besuch meiner Familie kommt auch immer näher und ich probiere von Digger's Rest Besuche auf Farms zu organisieren, Unterkünfte zu buchen und alles so zu planen, dass meine Familie einen guten Eindruck von Australien bekommt und verstehen kann, warum ich es hier so geniesse :-) 

Meine 7 Wochen auf Digger's Rest gehen vorbei wie im Fluge und ich habe jeden einzelnen Tag in dieser eindrücklichen Landschaft genossen. Es ist einfach traumhaft hier und so weit weg von Zivilisation ist etwas tolles für mich :-) Wyndham ist zwar nur 35km entfernt, aber man braucht ca. 1h um dorthin zu gelangen und um einkaufen zu gehen, geht es dann jedoch nach Kununurra, 2h Fahrt hin und 2h zurück :-) Während wir in der Schweiz einfach zum nächsten Tankstellenshop fahren können wenn wir etwas vergessen haben, heisst es hier im Outback alles planen, Vorratsschrank immer schön aufgefüllt haben und vor allem probieren so viel wie möglich selber zu produzieren. Ich kann die Kimberley jedem empfehlen, der etwas anderes sehen will, die Abgeschiedenheit liebt, 4x4 driving und Abenteuer dem Stadtleben bevorzugt und für jeden, der mal ein anderes Australien erleben will. Für mich ist es klar, dass ich zurück nach Digger's Rest gehen werde sobald die Touristensaison anfängt und der grosse Muster der Rinder beginnt. Einmal Kimberley, immer Kimberley :-)

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