Mittwoch, 23. Juli 2014

30.01.2014 - 13.03.2014 Droving Cattle in Queensland



Mitternachtsflug von Perth nach Brisbane - ich sollte diese Flüge vermeiden wenn ich kann. Monika und wenig Schlaf ist keine gute Kombination! Ich verbringe den ganzen Tag shopping und geniesse Brisbane. Hätte nie gedacht, dass ich diese Stadt mögen würde aber ich tue es.

Am nächsten Tag geht es auf einen Bustrip von Brisbane nach Wandoan - ca. 6h Fahrt. Dort werde ich von meinem neuen Arbeitgeber Michael Rayner und seiner Tochter Maria abgeholt und zum aktuellen Campspot gefahren. Wir sind total 6 Leute: Michael, seine Frau Anne, Tochter Maria und uns Helfer Joe, Johanna und ich. Zudem ein Truck mit Caravan im Schlepptau - der Truck ist aufgeteilt in Vorderteil mit 2 Betten und hinterer Teil mit Dusche, Wassertank und Kühlschränke. Der Caravan ist Familie Rayner's Haus. Dann ein Toyota Parado mit einer Art Campervan im Schlepptau, das als unsere Küche und Vorratsschrank dient und auch ein Zelt mit Bett sein kann. Zudem haben wir einen Toyota Landcruiser Ute mit dem wir den Pferdeanhänger mit allem Sattelzeug etc und ein Quadbike. Last but not least ist der grosse Wassertruck, den Michael jeden Tag mindestens 2x auffüllen muss, um allen Rindern genügend Wasser zu geben. Das ist der Leben für fast ein Jahr. Abgesehen von all diesen Fahrzeugen haben wir 7 Arbeitshunde und sogar 4 kleine Welpen. Zudem 17 Pferde und um die 1000 Rinder (Kühe, Stiers, Ochsen, Kälber). 

unser Camp

Für mich fängt ein komplett neues Leben an - ein Leben "on the Road". Vielleicht sollte ich hier erklären, was "Droving" - Rindertreiben ist: Zu Zeiten, wenn es noch keine Trucks gab, wurden alle Rinder mit Pferden von A nach B getrieben, um verkauft zu werden oder zum Schlachthof zu gehen etc. So genannte "Stock Routes" - Viehstrassen, entstanden. Diese existieren immer noch - werden aber heutzutage als normale Verbindungsstrasse genutzt. Droving existiert immer noch aber mit all den Roadtrains hat es nicht mehr denselben Stellenwert. Da Australien jedoch immer wieder von Dürren geplagt wird und diese Dürren über Jahre anhalten können, sind viele Rinderfarmer gezwungen, andere Massnahmen zu ergreifen. Familie Rayner's Farm ist in Dürrenzeiten für ein paar Jahre und zuzuschauen, wie die Rinder vor den eigenen Augen sterben ist hart. Die Rinderpreise sind zudem so niedrig, dass Verkaufen keine Option ist! Somit hatten die Rayner's 2 Optionen: Droving oder mehr Schulden und versuchen die Rinder mit Heu etc. zu füttern, was jedoch ein Vermögen kostet da alle anderen Farmer in den selben Schuhen stecken. Die Entscheidung fiel auf Droving und innerhalb 4 Wochen die Rayner's waren unterwegs mit 1200 Rindern Richtung Norden, wo die Dürre weniger fortgeschritten ist und wo es am Strassenrand noch Gras hat.

Rinder on the Road

Damit ihr es euch ein bisschen besser vorstellen könnt, hier ein Tagesablauf:
Wir stehen auf wenn die Dämmerung einsetzt, füttern die Pferde, Poddycalf (Kalb, dass Mutter verloren hat oder Mutter nicht annimmt), Frühstück und dann satteln wir unsere Pferde (Jeder von uns hat 2-3 Pferde und wir rotieren jeden Tag). Alle Pferde sind Pat Parelli Pferde. Pat Parelli ist extrem bekannt in Natural Horsemanship. Wir reiten fast alle Pferde nur mit Halfter - toll! Nachdem wir ein paar Minuten mit den Pferden gearbeitet haben (Groundwork), gehts ab in den Sattel und wir öffnen den Nachtpferch (elektrischer Zaun) und lassen die Rinder raus. Einige der Arbeitshunde arbeiten für uns Helfer und wir haben diese mit uns und mit den richtigen Kommandos und Pfeifen (so lange die Hunde motiviert sind), arbeiten diese auch für uns :-) Ist recht interessant zu sehen wie 1000 Rinder aus einem Pferch laufen. Jeden Morgen Michael sagt uns wie viele Kilometer wir den Rindern geben. Zum Beispiel ist es einmal 1km am Morgen und dann nach Mittagessen einen weiteren Kilometer oder es ist 5km total oder sogar 9 km. Kommt darauf an, wie viel Gras ist. Somit einer von uns geht zum Lead (Front) und die andere Person ist beim Tail (Schlusslicht). Die Lead Person reitet so weit bis die genannte Distanz erreicht ist (Gefühl) und stoppt die Rinder dort. 1000 Rinder verstreuen sich recht gut. Die Lead Rinder sind immer dieselben und ich lernte recht schnell welche mir immer eine harte Zeit geben und weiter vorwärts gehen wollen obwohl gutes Gras in deren Rücken ist. Somit verbringt man die ersten 20 Minuten damit die Front zu halten wo man sie halten will. Ist einfach wenn die Strasse und die Zäune rechts und links davon nicht zu breit ist. Manchmal ist die Strasse 10m breit und manchmal ein paar 100m. Macht einen grossen Unterschied und mit 10m bin ich meistens nicht mehr auf meinem Pferd und jage die Rinder zurück bei Fuss. Mit 100m bin ich auf dem Pferd und habe die Hunde. Nach ca. 20 Minuten beruhigen sich die Rinder und wissen nun, dass es im Moment nicht weiter geht und fangen an zu grasen. Von dann an ist es meistens ruhig und ich lese oder schlafe - immer mit einem Ohr bei den Rindern. Das geht so den ganzen Tag und immer wieder hast du Rinder, die versuchen an dir vorbeizugehen und zum frischen Gras zu gelangen. Manchmal lösen wir einander ab für Mittagspause, manchmal bringt jemand Lunch zu dir. Jeder Tag ist ein bisschen anders. Am Nachmittag geben wir den Rindern neues Gras und das ganze Spiel fängt von vorne an. Die Person am Schlusslicht normalerweise hat einen einfachen Tag und muss am Ende des Tages die Rinder zum Pferch treiben, welcher die Person an der Front oder jemand anderes baut. Gegen 17h00 treiben wir die Rinder und die frei laufenden Pferde in deren Nachtpaddock. Je nach dem wo wir sind, müssen wir jeden Tag Camp wechseln und alle Fahrzeuge zum nächsten Campspot verschieben. Manchmal haben wir das Glück und können ein paar Tage am selben Ort bleiben. Ist immer viel hektischer, wenn wir Campspot wechseln müssen...

Pushing Rinder zum Nachtpaddock

Ihr seht nun, die Tage sind ausgefüllt aber doch hat man viel Zeit mit Nichtstun wenn die Rinder gut sind. Manchmal verbringt man 9h am Tag mit nur Rinder hüten und nichts anderes. Andere Tage ist mehr Action und die Rinder brechen aus, gehen durch Zäune oder was auch immer. Hier sieht man dann wie nützlich es sein kann, gute Arbeitshunde zu haben! Unglaublich, was diese Hunde können! Jeden Abend haben wir ein Lagerfeuer und kochen alles in Campovens. Mhmmmmm. Anne verbringt die Tage grundsätzlich mit Marea und Schule. Anne bekommt alle Bücher etc und unterrichtet Maria in deren Caravan. Nicht der einfachste Job kann ich euch sagen. Marea ist eine sehr abenteuerlustige und kann-nicht-still-sitzen 5 Jährige, welche lieber mit ihrem Pony Maggie Rinder treibt. Sie macht es uns nicht einfach :-) Meine Tage variieren von Rinderarbeit zu helfen mit Marea, kochen, Nachtpaddock erstellen, etc.

Ich lerne viel während diesen 6 Wochen on the road. Lerne viel über Rinder, Pferde, Leben on the Road etc. Ich durfte extrem gute Pferde reiten, lernte mit der Verantwortung für 1000 Rinder umzugehen  (wie z.B. einen Nachtpaddock zu bauen, der genug gross ist für 1000 Rinder und 17 Pferde und doch nicht zu gross dass wir Land verschwenden) und Krisensituationen frühzeitig zu erkennen. Zudem lernte ich so viele tolle Leute kennen und hörte so viele Lebensgeschichten. Grundsätzlich eine perfekte Lebenserfahrung! Nach 6 Wochen jedoch war es dann Zeit weiterzugehen und etwas neues anzufangen. 

Cabaret und ich
Ich entschuldige mich für mein schlechtes Deutsch - ist hart für mich im Moment mein Englisch arbeitendes Gehirn auf Deutsch umzustellen und vor allem die vielen Erfahrungen während Droving in ein paar Zeilen zu verwandeln. Für alle die interessiert sind in meine Droving Zeiten oder meine ganze Australien Reise, wir können gerne zusammensitzen wenn ich wieder zurück bin oder ihr schreibt mir eine Email etc. :-) Wie ihr wisst, ich rede gerne :-) 

Weitere Fotos hier

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